Kloster St. Theresia München

Die Karmeliten in München

Die Geschichte des Klosters der Unbeschuhten Karmeliten in München, das auf Veranlassung des bayrischen Kurfürsten Maximilian des Großen an der Pfandhausgasse (heute Pacellistraße) gegründet wurde, hatte mit der Säkularisation im Jahre 1802 ihr Ende gefunden. Die 31 Patres und 4 Brüder mussten ihr Kloster aufgeben und es anderen Zwecken überlassen. Die alten Klostergebäude wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Nur die alte Klosterkirche ist heute noch teilweise erhalten.

Ein ähnliches Schicksal widerfuhr der gegenüber dem Karmelitenkloster gelegenen Niederlassung der Karmelitinnen, die 1711 nach München kamen und 1714 ihr Kloster an der Dreifaltigkeitskirche bezogen. Auch dieser Karmel musste 1802 dem Klostersturm weichen. Auch die Karmelitinnen mussten ihr Kloster verlassen.

Trotz dieser völligen Ausrottung karmelitanischen Lebens in München, konnte der Gedanke einer Wiederkehr an diese geschichtlich denkwürdige Stätte nicht unterbunden werden. Langsam entstand aus dem Sammelkloster der Karmeliten in Würzburg in der unterdrückten Karmeliten - Ordensprovinz neues Leben. Die Patres zogen von dort 1834 wieder in ihr Kloster zu Regensburg und 1837 in das von Reisach am Inn. 1889 entstand eine Stiftung zu Schwandorf und 1900 eine Gründung in Regensburg - Kumpfmühl. Nachdem um das Jahr 1901 der Versuch, auch in München den Karmel wieder erstehen zu lassen, leider gescheitert war, erschien die Rückkehr der Karmeliten in Bayerns Hauptstadt in die Ferne der Unmöglichkeit gerückt.

Karmelitenkirche und Karmelitenkloster St. Theresia München-Neuhausen

Erst als 1921 P. Paulinus a S. Theresia in seiner Eigenschaft als Provinzial bezüglich einer Niederlassung in München bei den zuständigen Behörden vorsprach, fand er für die Verwirklichung günstigen Boden. Nach kurzen Besprechungen gab bereits am 8. Oktober 1921 Se. Eminenz Kardinal v. Faulhaber die Erlaubnis zur Niederlassung der Karmeliten. Sie sollten, nachdem das alte Kloster nicht mehr erworben werden konnte und die Seelsorgenot in den Außenbezirken der Stadt dringend Hilfe verlangte, in Neuhausen den für eine Kirche vorgesehenen Bauplatz des Kirchenbauvereins St. Nikolaus übernehmen und dort Kirche und Kloster errichten. Die Pläne des Architekten Boemmel fanden noch Ende des Jahres 1921 die Genehmigung der Behörden. Da der eigentliche Bauplatz zu klein war, mussten noch, sowohl rückwärts wie an der Längsseite der Kirche (heute Landshuter Allee), Grundstücke dazu erworben werden, um für Kirche und Kloster die heutige Gestaltung zu ermöglichen. Baumeister M. Jung aus München, dem die Ausführung des Baues übertragen wurde, konnte schon im April 1922 mit den Arbeiten beginnen, nachdem am 2. April der Baugrund von P. Provinzial in einer kleinen Feier eingesegnet worden war. Bis zum Herbst diesen Jahres war das Kloster im Rohbau fertig und die Fundamente des Kirchenbaues waren soweit gediehen, dass man die feierliche Grundsteinlegung vornehmen konnte. Am 22. Oktober 1922, im Jubeljahr des 300 Gedächtnisses der Heiligsprechung der hl. Theresia und am Oktavtage ihres Festes, wurde im Auftrage Sr. Eminenz von H.H. Prälat Burggraf von Neuhausen unter Assistenz des P. Provinzials im Beisein vieler Gäste und zahlreichen Volkes der Grundstein geweiht und hinter dem Hochaltar vermauert. Mit Rücksicht auf den Orden und das Jubeljahr der hl. Theresia wurde St. Theresia als Kirchenpatronin gewählt. Wegen der bald einsetzenden Inflation und der damit zusammenhängenden erschwerten Beschaffung wichtiger Baustoffe, gestaltete sich der Kirchenbau äußerst schwierig. Es bedurfte von Seiten der Ordensleitung einer ungewöhnlichen Energie und Zähigkeit, um das Werk durchzuführen und um die notwendigen Geldmittel flüssig zu machen. Mit Gottes Hilfe jedoch gedieh der Bau sichtlich, sodass bereits Weihnachten 1923 die kleine Seitenkapelle (heute Theresienkapelle genannt) gesegnet und für den Gottesdienst geöffnet werden konnte. Am 23. Januar 1924 war das Kloster fertiggestellt. Es konnte an diesem Tag nach einer Einweihungsfeier offiziell von den Patres: P. Pius (Vikar) und P. Johannes und zwei Brüdern (Fr. Rudolf und Fr. Marian) bezogen werden.

Gegen Ende des Jahres 1924 war nun auch der Kirchenbau soweit gediehen, dass an die Einweihung der Kirche gedacht werden konnte. Am 8. Dezember wurden in feierlicher Weise die Glocken der Kirche geweiht und auf den Turm gebracht. Am 14. Dezember 1924 kam endlich der ersehnte Tag der Konsekration der Kirche, die Se. Eminenz der H.h. Kardinal Michael v. Faulhaber unter großer Beteiligung des Volkes vornahm.

In den folgenden Jahren wurde die noch fehlende Innenausstattung der Kirche vollendet. 1925 wurde die Kapelle zu Ehren der Kleinen hl. Theresia würdig ausgestattet. Die Kanzel konnte ebenfalls vervollständigt werden. Entsprechend dem Charakter des Ordens ist sie mit einer Statue des Propheten Elias gekrönt. Es folgte die Weihe des Kreuzweges und der Orgel (Oktober 1925). Auch die kleine Kapelle rückwärts am Hauptportal wurde in dieser Zeit vollendet. Die Statue der Schmerzhaften Mutter Gottes mit zwei kleinen Engeln ist ein Werk des Bildhauers J. Helmer aus Regensburg. Ebenso wurde noch in diesem Jahr ein Relief der Kleinen hl. Theresia, ebenfalls ein Werk von J. Helmer, in der Kirche aufgestellt.

In der Theresienkapelle wurde 1926 das von Professor Kaspar Schleibner gemalte Doppelbild (Kleine und Große Theresia) durch ein Altarbild von Professor M. Feuerstein ersetzt. Im Herbst dieses Jahres kam der Altar zu Ehren des hl. Josef zur Aufstellung und noch im Dezember konnte der Hochaltar errichtet werden.

Im Frühjahr 1927 fanden die beiden großen Seitenaltäre ihren Platz. 1928 baute man den Raum unter dem Hochaltar als Unterkirche aus und verband damit die im Karmelitenorden übliche Begräbnisstätte. Erst im März 1935 konnte auch der letzte Seitenaltar zu Ehren des hl. Johannes vom Kreuz fertiggestellt werden.

Ein bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte von Kirche und Kloster brachte 1. Januar 1935: Auf Wunsch Sr. Eminenz Kardinal Michael v. Faulhaber wurde an der Klosterkirche die neue Pfarrei St. Theresia errichtet und die Pfarrseelsorge dem Kloster übertragen.

Baumeister und Künstler

Der Architekt der Kirche ist Franz X. Boemmel, BDA, München ()geb. am 2. August 1873 in Leutershausen bei Neustadt an der Saale, Studium in München). Entscheidend ist seine Hinneigung zum Barock. Schon 1888/89 betätigte sich Boemmel an dem Umbau der Neubau-Kirche in Würzburg. 1902 leitete er den Erweiterungsbau des Klerikalseminars in Freising. Boemmel erbaute in München den Asamsaal, das Institut und die Schule am Anger. Als Kirchenbaumeister betätigte er sich in Langenpettenbach, in Hochstätt bei Rosenheim und in Holzham bei Aibling.

Die Altarbilder und der Kreuzweg wurden gemalt von Akademie-Professor Martin Ritter von Feuerstein (geb. 1856 in Barr im Elsaß, gest. am 13.2. 1931 in München). Einer seiner besten Schüler, Karl Wurm, malte die 2 Ovalbilder über den Seiteneingängen. Sei stellen dar: die hl. Margarita Redi und den Pater Dominikus a Jesu.

Die Glasmalereien stammen von der Fa. Van Treeck. Den Hochaltar erstellte Georg Schreiner. Die Seitenaltäre und die Kreuzigungsgruppe stammen aus der Regensburger Werkstätte des Bildhauers J. Helmer. Die Orgel mit drei Manualen und 43 Registern wurde erbaut von der Fa. Stöberl. Münchner Orgelbau.

Grundriss und Raumgestaltung

Betrachten wir die Kirche in Gestalt und Raum, so sehen wir sie als einen großen, weiten Hallenbau in einfachen Barockformen, dessen Seitenwände durch vier Nischen unterbrochen sind. Diese Raumart, die in ähnlicher Form der Karmelitenorden in der Barockzeit sehr häufig in den deutschen Landen wählte, wurde vom Auftraggeber gewünscht. Sie zeigt äußerst günstige und wohltuende Ausmaße. Der Architekt bemühte sich, sämtliche Verhältnisse nach dem goldenen Schnitt herzustellen. Zwischen den Nischen befindet sich je ein Pilaster, in der Mitte des Langhauses, zwischen dem 3. Und 4. Joch, ein Doppelpilaster, an dem links die Kanzel und rechts die Kreuzigungsgruppe angebracht ist. Über der Pilasterlinie verläuft ein betonter, reich verkröpfter Gebälkstreifen durch die ganze Kirche. Über ihm liegen die großen rundbogigen Fenster, deren Stichkappen tief in die mächtige Tonne einschneiden. Das reizende eingezogene Choroktogon mit einer Kuppel, durch Choranbauten rechts und links vorteilhaft unterbrochen, gestaltet ein würdiges Presbyterium, das in seiner Erhöhung allen Gläubigen den Blick zum Hoch- und Volksaltar ermöglicht. Die kleinen Choranbauten sind zur Erinnerung an die Entstehungszeit der Kirche mit den Wappen des Papstes Pius XI. und Sr. Eminenz des H.H. Kardinals von Faulhaber geziert. Über dem Chorbogen befindet sich das Wappen des Karmel.

Der Dachstuhl ist nach dem Patent Tuchscherer freitragend, d.h. ohne Druck auf die Seitenwände der Kirche auszuüben, ausgeführt. Das hohe, weite Gewölbe ist Rabitz: Ein Draht –und Eisengeflecht, das mit Gips ausgefüllt ist und vom Dachstuhl getragen wird. Mit ungefähr 600 Sitzplätzen vermag die Kirche, dichtgedrängt, 2500 bis 3000 Menschen fassen. Die Länge der Kirche beträgt vom äußeren Eingang bis hinter den Hochaltar 60 m; von der Kirchentür bis zum Speisgitter 38 m; die Breite beträgt 18 m, mit den Seitennischen 24 m. Die Gesamthöhe der Kirche beläuft sich bis zum Dachfirst auf 31 m und die des Gewölbes bis zur Scheitelhöhe 21 m.

Innenausstattung

Aus dem Schmuck der Kirche verdient vor allem der Hochaltar hervorgehoben zu werden. Er ist das Werk des akademischen Bildhauers Georg Schreiner von München. Der Hochaltar beherrscht, harmonisch in die Architektur des Prebyteriums hineinkomponiert, als Zentralpunkt die gesamte Kirche. Er ist ein Hochbau in klarer Gliederung, dessen Mittelpunkt der Tabernakel bildet. Der blockige Aufbau ist als betonter Akzent des großen Raumes erfasst. Die reichliche Verwendung barocker Ausdrucksmittel in den Ornamenten des Altares fügt sich in den barocken Charakter der Kirche. Der Altar ist wie die ganze Kirche der hl, Theresia von Avila geweiht, deren Bild, in Relief gehalten, über dem Tabernakel zu sehen ist; ihr Lieblingsspruch: aut pati, aut mori (leiden oder sterben) steht auf dem Buch, das sie in ihren Händen hält. Die vier Engel zu ihren Seiten tragen die für das Leben der Heiligen bedeutungsvollen Symbole Dornenkrone und Kreuz als Zeichen ihrer Kreuzesliebe, ein mit einem Pfeil durchbohrtes Herz als Erinnerung an das mystische Erlebnis der Herzverwundung (Gedenktag am 24. August) und einen kleinen Kirchenbau als Zeichen ihrer vielen Klostergründungen. Die rechts und links auf den zwei Pylonen in Relief angebrachten Heiligen stehen ebenfalls in geschichtlicher Beziehung zur Heiligen. Es ist der hl. Johannes vom Kreuz, ihr Geistesführer und Mithelfer der Reform des Karmelitenordens, der hl. Petrus Alkantara, ein Franziskaner, der lange ihr Beichtvater war, der hl. Josef, dem sie mit Vorliebe ihre Reform empfahl und das Patronat ihrer neuen Stiftungen übertrug und schließlich die selige Anna vom hl. Bartholomäus, ihre beständige Begleiterin, auf den Reisen zu ihren Klosterstiftungen war und in deren Armen sie auch starb. Beide Pylonen sind noch, um das geschichtliche Bild abzuschließen mit dem Wappen des Ordens und der Familie der Heiligen gekrönt. So verweist der Hochaltar auf die Lebensgeschichte der Kirchenpatronin, der hl. Theresia.

Der Volksaltar und der Ambo wurden vom Bildhauer Arno Visino aus Gröbenzell nach dem Stil des Hochaltares geschaffen. Die Altäre wurden gefasst von der Firma Hausch aus Fürstenfeldbruck.

Die beiden Seitenältäre schmiegen sich in die abgerundete Schwingung des Chorbogens. Beide Bilder stammen von Professor von Feuerstein. Auf dem rechten Bild finden wir die Darstellung: Maria überreicht dem sel. Simon Stock das Skapulier, auf dem linken: die Huldigung des Karmelitenordens an das göttliche Herz. Die Umrahmung hält sich wiederum in barocken Formen. Über den beiden Seiteneingängen befinden sich zwei Medaillonbilder von K. Wurm: die hl. Theresia Margarita Redi und der ehrwürdige Pater Dominikus a Jesu, das Kreuz in der Hand, mit dem er 1620 in der Schlacht am Weißen Berg vor Prag die bayerischen Truppen zum Siege führte und sich damit den Dank des Großen Kurfürsten erwarb, der daraufhin in München ein Karmelitenkloster gründete. Im rechten Arm trägt er ein Marienbild „Maria mit dem geneigten Haupte“, das er aus einem Kehrichthaufen hervorzog und verehrte. Die Überlieferung erzählt, dass das Haupt Mariens sich zum Dank eines Tages neigte und auf die Bitte von P. Dominikus versprach, allen Verehrern zu helfen. Das Original befindet sich in der Karmelitenkirche in Wien. Eine Kopie dieses Bildes ist in der Theresienkapelle zu sehen. In den ersten Kapellen befinden sich zwei Altäre: rechts der Altar zu Ehren des hl. Josef und links der Altar zu Ehren des hl. Johannes vom Kreuz. Am Josefsaltar finden wir eine Kopie des „Prager Jesuskindes“.

Rechts in der letzten Kapelle erinnert eine schlichte Gedenkstätte an die gottselige Maria Anna Josefa Lindmaier. In einem Schrein befinden sich einige Reliquien der Gottseligen. Jesus an der Geißelsäule ist eine Kopie des Werkes von Georg Betel (1630). Das Original steht im Dom in Augsburg. Die Bilder, der weinende Heiland und die gottselige Maria Anna Josefa Lindmaier wurden von Frau Helene Fromm-Schuler aus München kopiert.

Beim Eingang der Kirche finden wir den Altar zu Ehren der Kleinen hl. Theresia. Das Relief, ein Werk von J. Helmer aus Regensburg, zeigt und die Heilige, wie sie Rosen auf die Erde streut. .

Die Kriegerkapelle wird von einer sehr schönen Pieta geschmückt, ebenfalls ein Werk von J. Helmer.

In der vorletzten Seitenkapelle befindet sich die Statue der Patronin Bayerns. Sie wurde geschaffen von K. Schratt. .

Die Kanzel wird bekrönt von einer Statue des Propheten Elias. Die drei Medalllonbilder stellen Christus, Moses und Paulus dar. Eine besondere Würdigung verdient der in seiner Art wohl einzig dastehende Kreuzweg der Kirche von Professor M. von Feuerstein. Einer Anregung des P. Paulinus folgend hat hier der Künstler einen Kreuzweg geschaffen, der auf jeder Station im allgemeinen nur eine Person, Christus zeigt. In meisterlicher Art hat es Feuerstein verstanden, in Haltung und Ausdruck der vortretenden Christusfigur die Tiefe und Kraft hineinzulegen, die oft bei einer Darstellung mit vielen Nebenpersonen erreicht werden möchte. Die unter den einzelnen Stationen angebrachten kleinen Verse vervollständigen das eindrucksvolle Bild, das jedesmal auch zum Herzen spricht. Um die Nischen gleichmäßig auszufüllen, finden wir zu den üblichen 14 Stationen, wie es auch der Barock öfters tat, noch zwei hinzugefügt: als Vorbereitung Christus am Ölberg und am Schluss Christus, der Auferstandene. .

Das Äußere der Kirche

Das äußere der Kirche lässt auf den großen Innenraum schließen. Aus städtebaulichen Gründen ist von der Ostung der Kirche abgesehen worden: als mächtiger Baublock steht sie in der langen Straßenzeile der Landshuter Allee. Der gut nachgefühlte Barockturm (62m hoch) bekrönt den Bau. An der Ostseite schließt sich der Klosterbau an. .

Würdigung

Die Theresienkirche ist in ihrer Bauweise bewusst an die alte barocke Prägung der in Bayern üblichen Karmelitenkirchen angeschlossen. Der Karmelitenorden glaubte, gerade in Bayern in den einfachen Barockformen den besten Ausdruck seiner im beschaulich-tätigen Leben wurzelnden Geisteshaltung zu finden. .

(Quelle: Kirchenführer St. Theresia München Verfasser: P. Paulinus Schöning OCD)